17.04.2024
2 Frauen, eine sitzt und eine steht und liest aus den Briefen von Ilse Weber vor
Pia Schäfer-Meyer und Petra Christ bei der szenischen Lesung im Mutterhaus zu Ilse Weber
Szenische Lesung - »Und der Regen rinnt«

Ilse Weber, eine jüdische Dichterin in Nazideutschland

»Und der Regen rinnt«, lautet der Titel eines Liedes aus der Feder der in Auschwitz ermordeten jüdischen Dichterin Ilse Weber. Petra Christ und Pia Schäfer-Meyer stellten die Dichterin in einer szenischen Lesung anhand von Originalschriften vor. Ilse Weber hinterließ mit ihren Briefen an die beste Freundin in Schweden Zeitdokumente, die einen Einblick in die dramatischen Veränderungen im Leben einer jüdischen Familie in der Tschechoslowakei ab 1933 gaben. Zusammen mit ihrem Mann und dem jüngsten Sohn wurde sie nach Theresienstadt deportiert. (Der ältere Sohn wurde nach England geschickt und überlebte dort, in der Obhut einer befreundeten Familie.) Im KZ Theresienstadt arbeitete sie in einer Kinderstation und schrieb Gedichte, die ergreifend den Schmerz und Sorge einer Mutter um ihre Söhne ausdrücken. Angesichts des Leides um sie herum, helfen ihr ihre Lieder jeden Tag durchzuhalten und die Hoffnung auf Rettung, nicht aufzugeben. 1944 wird Ilse Weber und ihr Sohn Tommy nach Auschwitz deportiert und ermordet. Sie hatte sich freiwillig gemeldet, die Kinder der Kinderstation in KZ zu begleiten.

Ihr Ehemann Wilhelm überlebte in Theresienstadt. Er versteckte die Gedichte und Lieder seiner Frau vor ihrer Deportation in einem Gartenhaus. Ilse Webers vergessene Stimme, die in ihren Liedern und wiedergefundenen Schriften erhalten geblieben ist, zeugen von dem tragischen Verlust und dem geistigen Widerstand angesichts des unermesslichen Verbrechens, dass an der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und Europa durch das nationalsozialistische Regime verübt wurde.

Andrea Kemmner, Leiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung im Rems-Murr-Kreis, erklärte bei ihren Einführungsworten, wie wichtig es sei, dass die Gräueltaten der Naziherrschaft, angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Juden in Deutschland, nicht vergessen werden. Im Anschluss an die Lesung bestand die Möglichkeit zum Austausch.