18.04.2018
+2

Nachklang der Theateraufführung: „Der Vogel in des Königs Brust“

Mit einem Gongschlag wie in großen Theaterhäusern und beinahe „ausverkauft“ – so begann am Samstagabend, 17.03.2018 in der Aula der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik die Aufführung der Theater AG. Ein halbes Jahr an Vorbereitungszeit sollte nun endlich seinen würdevollen und krönenden Abschluss erhalten. Die Zuschauer strömten und die Vorfreude und Anspannung aller beteiligten Personen war deutlich zu spüren.

„Es waren einmal ein König und eine Königin, die hatten drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. Die beiden Söhne waren mutig und stark, die Tochter – ja, die war halt ein Mädchen…". Mit diesen Worten begann die Aufführung des Märchens „Der Vogel in des Königs Brust“. Märchenerzählerin Heidi Christa Heim verwies in ihren einführenden Worten auf dieses gängige Märchenmotiv: Oftmals seien es eben die jüngsten Mädchen oder die Stieftöchter, die unterdrückt, verlassen und schikaniert würden. Ihr weiterer Lebensweg sei dann aber nicht von Jammern und Klagen über die ungerechte Behandlung geprägt - ganz im Gegenteil! Die Mädchen würden weiter mutig voran gehen, Hilfe finden und sehen, was eben gerade anstünde auf ihrem Lebensweg und entsprechend handeln. So wäre es dann auch möglich, dass ein einziges Mädchen ein ganzes Volk retten könne.

Die Schülerinnen der Theater AG haben zusammen mit ihren Lehrkräften in einem langen Arbeitsprozess dieses Märchen zu einem Licht- und Schattentheater weiterentwickelt und in Schauspiel, Gesang und Tanz dramaturgisch für die Bühne umgesetzt. Der Aufwand und die Mühe haben sich gelohnt!

Es war beindruckend, wie die Laien in Schauspiel und Tanz ihre unterschiedlichen Rollen, die sie ausfüllen mussten, nicht nur spielten, sondern überzeugend zum Leben erweckten: Ein staatsmännischer König, coole Söhne, eine kluge und selbstbewusste Tochter, ein bezauberndes, berührendes Vögelchen, furchteinflößende Draken, ein Ilios voller Pathos, rappende Ärzte, ein weiser Eremit und ein zartes, verletzliches Spiegelbild agierten auf der eigentlichen Bühne wie Profis. Eingespielte Schattenspielfilme und der Tanz der Bienenkönigin am Vertikaltuch erweiterten für das Publikum sowohl den zur Verfügung stehenden Raum der Aufführung, als auch die Möglichkeiten der persönlichen Wahrnehmung. Die passende Musik – live durch den Chor und Solisten der EFSP dargeboten oder vom Band – untermalte die einzelnen Szenen jeweils stimmig. Und die Meister an Sound - und Licht sorgten dafür, dass sich wirklich Gänsehautgefühl einstellen konnte. Auch die zahlreichen helfenden Hände vor und hinter der Bühne (beim Kulissenumbau, Vorhang heben und senken, Kostümwechsel, Schminken und Soufflieren) waren wesentlich am Erfolg dieser „Premiere" beteiligt.

Das Publikum belohnte die Mitwirkenden mit tosendem Beifall und mit mehreren sogenannten Vorhängen – eben wie im richtigen Theater – und Herr Dr. Kunze überreichte im Namen des Schulträgers einen Korb mit einem „Dankeschön" für alle Beteiligten. Dass ein Vorhaben von solch einer Dimension nur als Team und Kollektiv zu erarbeiten, umzusetzen und erfolgreich durchzuführen ist, das wurde deutlich und sichtbar. Dennoch sollen an dieser Stelle zwei Personen besonders gewürdigt werden:

Cornelia Staib (Gesamtleitung der Theater AG und Leiterin des „Jungen Wohnens“) und Johannes Föll Hilbrig (Dozent für Ästhetik an der EFSP). Cornelia Staib hat als Regisseurin das Projekt initiiert und die Schülerinnen in ihrem kreativen Prozess von Anfang an und in vielen Stunden Arbeit pädagogisch begleitet. Sie hat maßgeblich deren Talente im rhythmisch-musikalischen Bereich geweckt und gefördert. Als Gesamtleitung der Theater AG hielt sie alle Fäden in der Hand und kümmerte sich im Vorfeld um alle großen und kleinen Dinge, die für das Gelingen einer öffentlichen Aufführung von Bedeutung sind. Auch das überdurchschnittliche Engagement von Johannes Föll-Hilbrig trug dazu bei, dass sich zahlreiche Schüler und Schülerinnen am ästhetisch-künstlerischen Entstehungsprozess des Bühnenbilds und am Kulissenbau beteiligten und so ihre kreativen Ausdrucksmöglichkeiten erweiterten. Auch hier waren viele Zusatzstunden erforderlich, bis der letzte Feinschliff angelegt werden konnte!

Nach Aristoteles ist das Ganze angeblich mehr, als die Summe seiner Teile. In diesem Sinne: Nochmals ein herzliches Dankeschön an alle Menschen vor, auf, hinter und abseits der Bühne, die zum Gelingen dieser ganz besonderen und einzigartigen Aufführung beigetragen haben!

Den Inhalt des Märchens in seinem ganzen Umfang entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Artikel.

Ute Schlenker