02.04.2018

Aufwachsen mit Medien - Mediennutzung geht die ganze Familie an

Die 41. Stuttgarter Tage der Medienpädagogik haben sich mit der Frage befasst, wie Kinder heute mit Medien aufwachsen. Ab wann sollten Kinder ein Smartphone nutzen? Wie sinnvoll ist der Einsatz von Tablets in Kitas? Wie kann ein gelingender Umgang mit Medien in der Familie praktiziert werden? In Zeiten der ständigen Verfügbarkeit und Selbstverständlichkeit digitaler Medien sind das drängende Fragen, die sich früher oder später in jeder Familie stellen. So waren neben dem Fachpublikum auch Eltern anzutreffen, die genau aus diesem praktischen Interesse heraus die Tagung besuchten. Für unsere Schule war Frau Schlenker als Mitglied im Medienpädagogischen Arbeitskreis der evangelischen Fachschulen als Teilnehmerin vor Ort.

Eröffnet wurde der Tag mit einem Vortrag von Prof. Daniel Süss von der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Der Medienforscher und Kommunikationswissenschaftler betonte, wie wichtig es sei, Studien zur Mediennutzung sehr genau anzuschauen und sich von undifferenzierten Warnungen nicht allzu schnell beeindrucken zu lassen. Es sei nicht einfach, eine klare eindeutige Antwort zu geben, welche Art der Mediennutzung gut sei. Die Frage der Nutzungsdauer allein helfe nicht weiter, denn statt der reinen Quantität käme es vielmehr auf die Art der Inhalte, die Einbettung in den sonstigen Kontext und den Blick auf die damit entwickelten Fähigkeiten an. Mediennutzung sei – historisch betrachtet - schon immer ambivalent gewesen: neben der Gefahr von Abhängigkeit oder Vereinsamung seien Medien eben auch Mittel der Entspannung, des Wohlbefindens oder würden einen interessanten Zugang in andere Welten eröffnen. Außerdem seien die Phänomene wie Einsamkeit oder eine exzessive Nutzung immer auf ihren Zusammenhang mit der sonstigen Lebenssituation zu befragen. Im Sinne der Positiven Psychologie plädierte Prof. Süss dafür, den verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu stärken statt Kinder vor den neuen Entwicklungen bewahren zu wollen. Er plädierte in diesem Sinne für eine Vorstellung von gelingender Mediennutzung, die sich an der Beziehungsfähigkeit zu anderen Menschen, einem guten Verhältnis zu sich selbst und dem Engagement für die Gesellschaft orientieren solle. Im Anschluss wurde in weiteren Vorträgen und Workshops die Frage der heutigen Mediensozialisation und die Kritik am Aufwachsen mit einem „zuviel“ an Medien thematisiert und kontrovers diskutiert.

Eine klare Antwort auf die Frage nach der richtigen Mediennutzung konnte zum Abschluss der Tagung allerdings nicht gegeben werden. Vielmehr wurde immer wieder betont, das Mediennutzungsverhalten stets im individuellen Lebenskontext zu betrachten. Ein gemeinsamer Nenner lässt sich aber vielleicht doch finden: es ist sehr wichtig, die Frage nach dem Umgang mit Medien in der Familie überhaupt zu thematisieren, die Urteilskraft der Kinder zu stärken und die Eltern zu befähigen, mit gutem Beispiel voranzugehen und eine gelingende Mediennutzung in den Familien zu etablieren. Medienpädagogische Angebote für Eltern und Familien können dabei eine Hilfe sein.

Dies wird auch für unsere angehenden pädagogischen Fachkräfte und ihre Dozentinnen und Dozenten eine Aufgabe und Herausforderung sein, der sie sich in naher Zukunft stellen müssen.

Bearbeitete und gekürzte Pressemitteilung des Veranstalters durch Ute Schlenker